Der allgemeine Zustand veganer Clear Proteine ist eine ziemliche Katastrophe!
In diesem Video muss ich mich echt mal über den meiner Meinung nach ziemlich katastrophalen Zustand veganer Clear Proteinpulver äußern. Eigentlich ist die Sache gar nicht so schwer, aber offensichtlich kriegen das die Supplement Hersteller trotzdem nicht hin. Also ich vor bald fast 2 Jahren ein Video zum Fruity Vegan Protein – einem meiner Meinung nach sehr guten Produkt – gemacht habe, habe ich schon auf die zentralen Probleme dieser Produktkategorie hingewiesen, doch scheinbar ist das nicht bei den Herstellern angekommen und große Firmen verkaufen Produkte, wo weder Preis, Transparenz noch Funktion stimmen.
Transkript:
Thema Clear Protein. Ich denke, jetzt wenn die Temperaturen langsam aber sicher wieder steigen, wird diese Art von Protein wieder gefragter sein. Und solange diese Clear Proteine auf Molke basieren, ist der Hype in meinen Augen auch völlig gerechtfertigt. Diese Pulver sind zwar teuer ja, aber dafür gibt es zumindest an den Nährwerten und der Qualität des Proteins wenig auszusetzen!
Bei der veganen Alternative ist aber viel zu häufig eher das Gegenteil der Fall und dieser Missstand treibt mich auch zu diesem Video!

Für diese Betrachtung habe ich mir einige der am meisten verkauften veganen Clear Proteine auf dem Markt angeschaut und ja… ich bin echt erschrocken, was da noch teilweise für ein Zustand herrscht. Vor etwas mehr als 1 ½ Jahren, als ich mein Testvideo vom Fruity Vegan Protein von PEAK gemacht habe, hatte ich schon auf die vielen Versäumnisse dieser Produktkategorie hingewiesen. Aber passiert ist seitdem leider so gut wie gar nichts.
Um zu verstehen, was bei diesen veganen Clears so schief läuft, schauen wir zu Beginn am besten nochmal auf die tierische Alternative. Sprechen wir von einem Clear Whey, dann basieren diese Pulver wie der Name schon sagt auf herkömmlichem Molkenprotein und das kommt aufgrund seiner hohen Proteinqualität auch schon seit Jahren weit verbreitet zum Einsatz.
Was das Pulver so gänzlich anders macht im Vergleich zum klassischen Whey Protein, ist eigentlich nur die Art und Weise, wie die Molke gefiltert wurde und das alleine hat in diesem Falle keinerlei Auswirkungen auf die letztliche Qualität des Proteins.

Genau genommen ist ein Clear Protein aufgrund der überragenden Nährwerte sogar nochmal etwas hochwertiger. Man erinnere sich nur nochmal an das Ergebnis meiner letzten Eiweißanalyse!
Wenn ich mir allerdings die veganen Clear Proteine anschaue, dann ist diese hohe Qualität bei den meisten aber nicht gegeben.
In den allermeisten Fällen basieren diese Pulver auf hydrolisiertem Erbsenprotein und das ist für sich genommen und im Gegensatz zum Whey Protein eben noch kein hochwertiges Eiweiß. Machen wir das doch mal an einem Beispiel fest und betrachten dafür das More Clear Vegan Protein von More Nutrition einmal im Detail.

Man dachte sich dort bei der Rezeptur zwar, dass man dem Ganzen etwas Gutes tut, wenn man dem Erbsenprotein noch etwas Leucin zusetzt, schließlich ist diese ja auch als DIE Schlüsselaminosäure für den Muskelaufbau überall bekannt, aber das alleine reicht leider noch nicht aus, um aus einem katastrophalen Protein ein halbwegs gutes zu machen.
Hier seht ihr das Ganze mal in Zahlen. Zunächst fällt auf, dass wir hier von einem Eiweißgehalt von nur 68 % sprechen, was im Vergleich zum tierischen More Clear ein wirklich deutliches Downgrade ist. Dann ist der Anteil an den für die biologische Wertigkeit besonders wertvollen essentiellen Aminosäuren mit gerundet 41% nur durchschnittlich und die Verteilung untereinander gelinde gesagt eine Katastrophe.
Diese Tabelle zeigt euch nämlich die prozentuale Verteilung von ausschließlich den essentiellen Aminosäuren im Vergleich zu den Werten, die die WHO als unseren durchschnittlichen Bedarf bei dieser Verteilung ansieht. Auffallend, also auffallend schlecht sind für mich hier vor allem die Werte vom Isoleucin und Methionin.

Dass Erbsenprotein von Natur aus keinen hohen Methioningehalt aufweist, ist ja nichts Neues und auch generell eines der Hauptprobleme vieler veganer Proteinpulver, aber dass in diesem Falle auch mit Isocleucin eine der drei ja besonders wichtigen BCAA Aminosäuren bei dieser Rohstoffart derart betroffen ist, ist schon hart. Von diesem Wunschverhältnis von 2:1:1, die diese Aminosäuren untereinander ungefähr aufweisen sollten, sind wir auf jeden Fall meilenweit entfernt und das geht eben extrem zulasten der Proteinqualität.
Übrigens soll das hier kein reines More Nutrition Bashing werden, weil das Problem ist noch viel verbreiteter. Ich hätte also auch ein ESN, Rocka oder MyProtein nehmen können und wäre zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Bei letzteren beiden haben wir aber noch ein ganz anderes Problem.
Klicke ich nämlich bei MyProtein auf die Nährwertangaben, finde ich dort nur die Standardangaben zu den Makronährstoffen, darunter eine Liste der aktiven Inhaltsstoffe – dem Pulver werden nämlich auch Vitamine hinzusetzt – aber tatsächlich keine Tabelle mit der Aminosäurenverteilung. Und egal, wo ich sonst hinklicke, ich finde hier einfach nichts dazu, was im übrigen auch auf das normale Impact Whey Protein zutrifft, aber das ändert natürlich nichts an diesem Versäumnis.

Und wirklich exakt denselben Missstand finden wir so auch bei Rocka und Alpha Foods, die ebenfalls beide vegane Clear Proteine anbieten. Bei denen ist es sogar ausschließlich bei diesem Produkt so, dass einem der Blick auf das Aminosäurenprofil verwehrt wird und das wirkt schon maximal sus, wenn ihr mich fragt.
Rocka bewirbt das Ganze sogar noch mit einem vollständigen Aminosäurenprofil – was übrigens null Aussagekraft hat, weil das mit Ausnahme von Kollagen eigentlich immer der Fall ist und für sich genommen noch gar nichts zu sagen hat – aber den Beweis dafür liefern sie selbst dann nicht.
Das ist, wie wenn ein Autohändler sagen würde, dass sein Auto besonders schnell ist, aber keine Angabe zur Spitzengeschwindigkeit macht. Das kann man halt nicht so bringen!

Übrigens, wenn wir uns eines der positiven Beispiele dieser Produktkategorie anschauen, also das Fruity Vegan Protein, dann fällt auf, dass das Aminogramm, das ja analog zu Rocka auch auf Erbsenprotein basiert, tatsächlich kein vollständiges Aminosäurenprofil aufweist. Zwei der zum Glück für die Betrachtung der Proteinqualität weniger wichtigen nicht essentiellen Aminosäuren weisen nämlich null Gramm auf, was – das nur am Rande erwähnt, bei ESN und More auch der Fall ist, Stichwort hydrolisiertes Erbsenprotein, dann komme ich sogar ins Zweifeln, ob diese Aussage von Rocka überhaupt der Wahrheit entspricht, denn den Nachweis dafür, den sind sie uns ja wie gesagt schuldig geblieben.
Dass das bei Herstellern wie ESN, More oder Foodspring der Fall ist, scheint bei dieser Produktkategorie also fast schon sowas wie ein positives Merkmal zu sein, aber ich tu mir schwer damit etwas lobend hervorzuheben, dass eigentlich eine absolute Selbstverständlichkeit sein sollte.

Und besonders beim Clear Protein von Alpha Foods würde es mich echt interessieren, wie das Aminogramm am Ende so ausfällt, weil das ausnahmsweise mal nicht auf Erbsen, sondern auf Reisprotein basiert, dort hätte man also wahrscheinlich nicht mehr das Problem mit dem zu niedrigem Methioningehalt, Reis ist eher schwach an der Lysin Front, aber es macht mir zumindest Hoffnung, dass in Zukunft durch die Kombination dieser beiden Rohstoffe auch ein hochwertiges Protein entstehen kann, ohne dass man zwingend auf die Zugabe von weiteren freien Aminosäuren angewiesen ist. Die wären dann quasi nur noch ein Feinschliff.
Das andere große Problem dieser Produktkategorie ist dann nach wie vor der Preis. Clear Wheys sind zwar auch verhältnismäßig teuer, aber dass bei den Herstellern die EAA Pulver, die ja ein komplett frei zusammengestelltes Aminogramm aufweisen, damit im besten Falle also kein Nadelöhr mehr in Sachen Aminosäuren aufweisen und geschmacklich in eine ähnliche Richtung gehen, raubt dieser Produktkategorie eigentlich jegliche Daseinsberechtigung, wenn ihr mich fragt.

Am Ende muss ich echt überlegen, was mich mehr triggert. Die Tatsache, dass die Qualität bei vielen Herstellern so zu wünschen übrig lässt und der Kunde das auch noch teuer bezahlen muss oder dass manche Hersteller dem Kunden nicht mal die Möglichkeit geben, selbst über die Qualität urteilen zu können. Wahrscheinlich ist es letzteres, aber beides sind Zeichen dafür, dass der allgemeine Zustand veganer Proteinpulver eine ziemliche Katastrophe ist!
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