Der Arginin Scam! Wie Hersteller mit Arginin Proteinpulver strecken können!
Proteinpulver strecken ist ein heikles Thema, aber definitiv eines, über das man reden muss! Es ist mittlerweile weitreichend bekannt, wie man ein Proteinpulver mithilfe der Aminosäure Glycin strecken und günstiger machen kann. Mit den Möglichkeiten, die einem Arginin erlaubt, wird aber tatsächlich eine völlig neue Stufe der Kundenmanipulation erreicht.
*Disclaimer: BioTech USA macht bei ihrem Vegan Protein nichts illegales. Es ist natürlich erlaubt, Arginin ihrem Proteinpulver beizumischen. Ich persönlich sehe nur keinen Kundennutzen darin, weil der dadurch erhöhte Eiweißgehalt keinen Kundennutzen mit sich bringt, sondern diesen eher einfach nur verfälscht!
Transkript:
Wie Hersteller mit Arginin ihr Proteinpulver strecken können! Wir wissen alle, in unserer Branche werden Proteinpulver vor allem über ihre Nährwerte verkauft. Sprich, je mehr Eiweiß das Produkt aufweist, desto attraktiver ist es für uns Kunden.
Und da liegt es auf der Hand, dass immer nach Wegen gesucht wird, den Eiweißgehalt nach oben zu pushen. Und mit Arginin geht das tatsächlich so gut wie mit kaum einer anderen Aminosäure.

Ich hatte euch ja schon ein paar Mal erklärt, wie Proteinpulver gestreckt werden kann. Um beispielsweise ein Whey Protein günstiger zu machen, können die Hersteller anteilig die freie Aminosäure Glycin mit ins Pulver packen. Glycin kostet im Einkauf nämlich weniger als Whey Protein, wodurch dann die Herstellungskosten für die Supplement Firmen geringer ausfallen und die Marge größer wird.
Für uns Kunden hat das aber keine Vorteile, weil das Proteinpulver an Wertigkeit einbüßt. Deswegen führe ich mit Gerhardt immer noch die NPN Analyse durch, um das eben entlarven zu können. Was allerdings Hersteller auch machen können, ist es, das Proteinpulver mit Arginin zu strecken.

Die Aminosäure Arginin würde nämlich sogar gleich zweierlei Vorteile mit sich bringen. Zum einen ist Arginin im Einkauf nicht sonderlich teuer. Rechnet so mit 7 bis 8 EUR pro kg, wenn es aus China importiert wird. Je nachdem, wie teuer die Rohstoffpreise ausfallen, würde man also auch mit Arginin günstiger wegkommen als bei einem vollständigen Protein.
Zum anderen hat Arginin aber auch einen außergewöhnlich hohen Stickstoffanteil. Und das bringt dann noch einen deutlich relevanteren Vorteil mit sich.
Dafür muss man wissen, dass bei einer klassischen Eiweißanalyse, und dabei ist es egal, ob die jetzt über das Dumas oder das Kjeldahl Verfahren durchgeführt wird, immer erst der Stickstoffanteil einer Probe ermittelt wird, und die wird dann mit dem Eiweißfaktor multipliziert. was dann letztlich den Proteingehalt ausspuckt. Deswegen ist der exakte Eiweißfaktor auch immer produktspezifisch und Milchprodukte haben einen höheren Wert als Weizen zum Beispiel, um die Unterschiede im Aminosäurenprofil auszugleichen.
Gehen wir das Ganze mal am Beispiel Glycin durch. Das ist eine vergleichsweise einfach gestrickte Aminosäure mit einer molaren Masse in Höhe von 75,07 Gramm pro Mol. Ihr seht anhand der Strukturformel, dass Glycin ein Stickstoffatom enthält, dass genau 18,66 % des Gesamtgewichts ausmacht. 18,66 % mit dem Standardeiweißfaktor von 6,25 multipliziert ergäbe dann bei einer Eiweißanalyse 116,63 % Protein.

Das bedeutet also, dass wir bei einer Probe, die zu 99 % aus stickstofffreiem Zucker und zu einem Prozent aus Glycin besteht, einen Eiweißgehalt von 1,16 % messen würden.
Ich glaube, ihr ahnt schon, wo das hinführt, oder?
Die etwas komplexere Strukturformel von Arginin kommt bei einer molaren Masse von 174,2 Gramm pro Mol nämlich nicht nur auf eine oder zwei, sondern auf satte 4 Stickstoffatome. Der Anteil an Stickstoff macht dadurch bei dieser Aminosäure fette 32,16 % aus, also fast das Doppelte im Vergleich zu Glycin eben.
Und 32,16 % mit dem Eiweißfaktor 6,25 multipliziert, ergibt dann einfach mal direkt 201 % Protein, was bedeutet, dass der stickstofffreie Zucker mit einem Prozent Arginin in unserer Analyse gleich 2,01 % Eiweiß aufweisen würde.

In der Praxis heißt das also, dass Hersteller den analytischen und damit deklarierbaren Eiweißgehalt eines Proteinpulvers mithilfe von Arginin ordentlich pushen können. Deswegen solltet ihr sehr vorsichtig sein, wenn Hersteller extra Arginin in ein Proteinpulver hinzufügen.
In der Theorie könnten Hersteller auch heimlich Arginin bei ihren Proteinen hinzufügen, dann wären wir aber in einem rechtswidrigen Bereich unterwegs und es wäre grob fahrlässig, wenn größere Unternehmen dieses Risiko eingehen würden.
In der Regel wird das Ganze also angegeben, wie das beispielsweise bei diesem veganen Proteinpulver von Biotech USA der Fall ist.

In den Zutaten findet man nämlich, neben Glycin btw, auch L-Arginin aufgelistet und aus ernährungsphysiologischer Sicht sehe zumindest ich keinen Grund, weshalb man hier mit extra Arginin arbeiten müsse.

After all setzt sich dieses Eiweiß nämlich ohnehin zum größten Anteil aus Erbsenprotein zusammen und das weist im Vergleich zu einem Whey Protein schon einen außergewöhnlich hohen Anteil an Arginin auf. Eine Argumentation nach dem Motto, man müsse hier einen Mangel ausgleichen, könnte ich auf Seiten von BioTech USA also nicht nachvollziehen.
Auf meine anonyme Anfrage per E-Mail, weshalb Arginin im Produkt zum Einsatz kommt, habe ich übrigens keine Antwort bekommen. Die Chance hatte ich dem Hersteller gegeben.
Und auf der Website wird auch nicht weiter begründet, warum dem Pulver Arginin zugesetzt wurde. Das Ganze wird nur unter zusätzlichen Aminosäuren aufgeführt, wenn auch mit einem kleinen Schreibfehler versehen.
Zum Schluss noch ein kleiner Disclaimer: BioTech USA macht bei ihrem Vegan Protein nichts illegales. Es ist natürlich erlaubt, Arginin ihrem Proteinpulver beizumischen. Ich persönlich erkenne nur die Motive dahinter nicht, weil das Arginin für mich keinen Kundennutzen mit sich bringt, sondern nur den gemessenen Eiweißgehalt verfälscht!
Vielleicht will sich BioTech USA in den Kommentaren nochmal melden und dazu Stellung beziehen. Für mich wirft sich hier allerdings mit dem Hintergrundwissen aus diesem Video eher der Verdacht auf, dass bei der Konzeption dieses Produkts weniger der Kundennutzen als viel mehr der Eiweißgehalt gesteigert werden sollte.
Vor allem auch durch die Kombination mit Glycin als Geschmacksverstärker, was für mich eh immer schon eine absolute Red Flag ist.
*Die Website arbeitet mit Affiliate Links. Durch das Nutzen dieser Links kann man meine Arbeit unterstützen, ohne mehr bezahlen zu müssen. Außerdem gilt Werbung wegen Produkterkennung.*