Der unvergleichliche Aufstieg und Downfall von Rocka Nutrition
Rocka Nutrition erlebte die wahrscheinlich kurioseste Zeit aller Supplement Unternehmen überhaupt. Es gab wahnsinnige Höhen sowie auch absolute Tiefen, nicht zuletzt verursacht vom Gründer selbst Julian Zietlow.
Dieses Video blickt zurück auf eine aufregende Zeit der Erfolge und Niederlagen.
Transkript:
Wir schreiben das Jahr 2015! Apple bringt ihre erste Apple Watch auf den Markt, der deutsche DJ Robin Schulz feiert mit dem Song Sugar einen Mega-Erfolg und ein gewisser Jürgen Kopp wird Trainer bei Liverpool.
Die Fitness YouTube Szene boomte auch wie nie zuvor, sah damals aber noch völlig anders aus. Flavio Simonetti gab sich als Retter die Dünnen, Mischa Janiec präsentierte der Welt seine polnischen Gene und Legend himself,

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Der war damals auch noch Fitness YouTuber und war mit seinem veganen Lifestyle ebenfalls richtig erfolgreich. Aber nicht zuletzt markiert das Jahr 2015 auch den Startschuss von einer ganz bestimmten Supplement Marke, die in den darauffolgenden Jahren einen unvergleichlichen Aufstieg und Downfall hinlegen wird, den die Szene so noch nie gesehen hat. Die Rede ist von Rocka Nutrition und wie es zu dieser Geschichte kommen kann, das erfahrt ihr in diesem Video!
Auch wenn 2015 nur 10 Jahre her ist, hat die Fitness Branche durch Social Media einen massiven Wandel hingelegt. In 2015 boomten vor allem die Fitnessprogramme von unterschiedlichsten Fitness Influencern und ein gewisser Julian Zietlow steckte mittendrin.
Er entwickelte damals als erfahrener Personal Trainer das 10 Wochenprogramm, ein Überraschung 10 Wochen langes Fitnessprogramm, das die Männer zur Strandfigur führen sollte.

Und dasselbe machte er auch für die Frauen, genannt Size Zero!
Ich hab das Programm damals in 2015 auch selbst durchgemacht und kann euch sagen, dass diese 10 Wochen echt hart waren. Das Programm hat auf jeden Fall funktioniert, du hast dafür aber am Leistungslimit trainieren und dich gerade am Ende auch in einem massiven Kaloriendefizit befinden müssen.
Ich habe mir mal den Spaß erlaubt und mir die Pläne von damals genauer angeschaut und besonders der Ernährungsplan in der finalen Phase hatte es echt in sich. Morgens gab es erstmal Ei mit Geflügel, einen Apfel und einen Proteinshake mit dazu, mittags dann Fleisch und Gemüse sowie einen Shake jeweils davor und danach als Zwischenmahlzeit. Und zum Abschluss gab es dann nochmal dasselbe, natürlich auch mit einem Gute Nacht Proteinshake.
Ihr merkt, sonderlich vielfältig waren die Ernährungspläne vor allen damals noch nicht.

Rein aus Interesse habe ich mir auch mal ausgerechnet, bei welchen Makros man am Ende rauskommt und tatsächlich waren es in diesen letzten zwei Wochen nur 1.800 kcal, 30 g Fett, 65 g Kohlenhydrate und 300 g Protein.
Da wundert es aber auch nicht, wenn das Programm funktioniert. Auch wenn es gerade am Ende auch echt hart war.
Dadurch, dass das Programm aber funktionierte, hatte Julian damals einen enormen Erfolg damit und 1.000e von Absolventen waren bereit 300 EUR für diese 10 Wochen zu bezahlen.
Und bei so vielen Menschen, die dann durch das Programm auch bereit waren, 120 g Proteinpulver pro Tag zu konsumieren, liegt es natürlich nahe, da dann auch eigene Supplements anzubieten. Zumal es ja nicht nur beim Proteinpulver blieb, sondern einem in dem Programm auch Booster, Aminosäuren, Kreatin und Omega 3 ans Herz gelegt wurden.
Sprich, selbst wenn man auch nur die Teilnehmer der Fitnessprogramme zur eigenen Marke bringen würde, wäre das Ganze schon ein Erfolg geworden. Das Ganze war also ein absoluter No Brainer.
Als Rocka 2015 allerdings an den Start ging, hatte man an sich nicht nur den Anspruch, das Geld aufzuheben, das eh schon auf dem Boden lag, sondern mal wollte den Markt nochmal so richtig aufmischen.

Dafür brachte man die ersten Produkte auch fast alle doppelt heraus, einmal mit einer blauen Farbe und einmal in pink speziell für die Ladies.
Dieser Move alleine war schon unglaublich smart in der damaligen Zeit. Noch viel mehr als heute galten Supplments nämlich als absolut verpönt und wenn du Proteinpulver genommen hattest, galtest du direkt als Stoffer. Und die waren außerhalb der Bodybuilding Blase natürlich alle Verbrecher, versteht sich.
Mit den pinken Dosen setzte man allerdings die Hemmschwelle für diese Supplements wesentlich herunter und es war auf einmal okay, solche Dosen in der Küche stehen zu haben.
Neben der Vermarktung war man aber auch in Sachen Produkte sehr ambitioniert unterwegs. Das Blue Blood und Pink Powder zum Beispiel waren BCAA Pulver mit stark erhöhtem Leucin Anteil – heute wissen wir zwar, dass das völliger Schwachsinn ist – aber damals war das eben nicht so und man setzte hier voll auf die neusten Erkenntnisse der Wissenschaft. Genauso wie beim Hypertroph, das unter anderem auf die Kombination aus 5 g Leucin und 6,25 g Whey Protein Isolat setzte und damit definitiv nicht einfach nur bestehende Post Workout Shakes kopierte, die primär nur aus Whey und Maltodextrin bestanden.
Logischerweise sind die Formeln heute wieder völlig veraltet und wir wissen es besser, aber damals war das halt krank innovativ und hat Rocka definitiv von anderen Marken abgesetzt.
Diese beiden Punkte plus natürlich auch die Social Media Präsenz der Protagonisten ermöglichten diesen rasanten Erfolg der Marke. Julian und Alina gehörten damals nämlich zur absoluten YouTube Celebrity und hatten, auch dank des Erfolgs der Programme, eine massive Fan Base hinter sich. Durch Content wie zum Beispiel die Top 5 der besten Übungen für die Schultern, den für die damalige Zeit einzigartigen Motivation Mondays, wo Julian einem sprichwörtlich in den Arsch trat und auf Spur brachte, oder natürlich ganz prominent, die heute schon ein bisschen fragwürdigen, wöchentlichen Cheat Days, die selbstverständlich auch immer von der Kamera begleitet wurden, waren die beiden ein super Hybrid aus Fitness-, Motivation- und Lifestyle Content.

Gerade Cheat Days hatten zu der Zeit auch ihre absolute Hochphase. Es war in dieser Szene gängige Praxis, sich die Woche über immer unterkalorisch zu ernähren, nur um dann eben am Sonntag so richtig reinzuhauen zu können. Und die Videos dazu waren mit die erfolgreichsten des gesamten Kanals.
Es blieb aber natürlich nicht nur bei Alina und Julian, sondern mit Ron Bielecki, Benjamin Burkhart aka Smartgains, Brosep, Mischa Janiec oder Flavio Simonetti stiegen bei Rocka die Avengers der Fitnessszene ein, wie Julian sie immer nannte. Also gefühlt jeder große Influencer, der damals existierte, war irgendwann Teil des Rocka Teams. Manche vergleichen das heute mit ESN und More Nutrition, in meinen Augen hinkt der Vergleich allerdings etwas, weil sich Rocka damals schon eher auf die großen Influencer beschränkt hatte und diese ganzen Microinfluencer, wie sie heute Instagram und TikTok fluten, in der Form noch nicht so am Start waren.
Den absoluten Durchbruch außerhalb der Fitnesswelt hatten sie bereits ein Jahr nach der Gründung mit ihrem Smacktastic Geschmackspulver.

Das Konzept eines Geschmackspulvers war damals schon nicht neu – Firmen wie das Bodybuilding Depot führten das schon Jahre lang im Sortiment – aber gepaart mit dem richtigen Marketing und der Kraft von Social Media ist Rocka damit dann so richtig durch die Decke gegangen.
Besonders Kids Chocolate – bzw. etwas später Kiddy Schoko genannt – wurde zum absoluten Bestseller. Damals war die Anlehnung an eine echte Süßigkeit auch noch eine ganz neue Idee, funktionierte aber offensichtlich extrem gut.
Und von diesem Zeitpunkt an war das Unternehmen nicht zu bremsen. Im Laufe der Jahre brachte Rocka auch schließlich nicht nur klassische Supplements heraus wie Kreatin, Geschmacks- oder Proteinpulver, sondern auch so Dinge wie eine fertige Low Calorie Pizza, die auch zeigt, dass man neben dem Online Handel auch den Supermarkt schon erobert hat.
So viel also zum unvergleichlichen Aufstieg der Marke. Aber was ist dann passiert? Wie kam es dazu, dass Rocka in 2023 einen Millionenverlust in ihre Bücher schrieb?
Der Anfang vom Ende begann im Jahre 2021. Gründer Julian Zietlow himself wendete sich über seinen YouTube Kanal an seine Community und verkündet: Rocka wird vegan und deswegen werden auch sämtliche Produkte mit tierischen Inhaltsstoffen bis zum Jahresende abverkauft.

Rocka war sich zwar schon zu dem Zeitpunkt bewusst, dass die große Mehrheit ihrer Kunden keine Veganer sind, aber sie hatten die Hoffnung, viele dieser Kunden im Laufe des Jahres zu solchen werden zu lassen. Rückblickend betrachtet war diese Zeit der Sortimentsumstellung allerdings vor allem davon überschattet, dass man den Leuten natürlich erstmal Produkte wieder wegnehmen musste, egal wie beliebt sie auch waren.
Und eigentlich versicherte Julian in seinem Video damals, ein Zitat „cooler“ Veganer werden zu wollen, der ein positives Beispiel vorlebt und nicht versucht, andere ständig zu bekehren. Allerdings änderte sich sein Content schnell zu aggressiver Propaganda, die die Leute vor allem über ein schlechtes Gewissen von der neuen Ernährungs- und Lebenseinstellung überzeugen sollte.

Die Mission, ein cooler Veganer zu sein, ist so auf jeden Fall nicht aufgegangen. Und so ging es los, dass sich nicht nur die Fans, sondern auch viele ihrer Athleten sich immer mehr von der Marke abwandten.
Von den einstigen Avengers haben sich also immer mehr verabschiedet und viele, wie ein Smartgains oder ein Brosep sind zu ESN abgewandert.
Ein ganz spezieller Athlet, der zwar null mit Veganismus am Hut hatte, aber dennoch ein Teil der Firma blieb, war Ron Bielecki. Dieser junge Mann genoss bei Rocka Nutrition seit jeher eine gewisse Sonderstellung, weil er Julian sehr nahe stand und dieser auch eine gewisse Verantwortung ihm gegenüber verspürte.

Ron konnte allerdings nicht mit dem Social Media Erfolg umgehen, driftete irgendwann zu einem Rich Guy Party Typen ab und zelebrierte auf seinen Kanälen exzessiven Alkoholkonsum. Von Fitness fehlte in dieser Zeit jegliche Spur.
Rocka hatte das jahrelang geduldet, mitunter sogar dieses Auftreten mit eigenen Produkten wie einem Drink im Vodka Energy Geschmack befeuert. Und so kam es wie es kommen musste.
Auf einem Rammstein Konzert im Sommer 2022, bei dem Ron wegen seines Fehlverhaltens auch rausgeschmissen wurde, entschied er sich – sichtlich völlig betrunken – sein Ärgernis auf Instagram via Live Stream zu teilen. Und so wurden Millionen von Menschen Zeuge von solchen Aussagen hier.

Und damit war der Punkt erreicht, wo Rocka nichts anders übrig blieb als zu handeln. Schließlich färbte sich dieser Vorfall auch extrem auf die eigene Marke ab. Rocka war dadurch zwar Gesprächsthema Nummer 1, aber halt aus völlig falschen Gründen.
Und leider blieb Ron nicht der einzige, der negativ auffiel. Auch Gründer Julian Zietlow driftete in dieser Zeit immer mehr in eine Drogen-Szene ab. Bei ihm war es nur weniger der Alkohol, sondern ganz andere Drogen wie Pilze oder LSD, die ihm, wir er in einem Podcast erzählte, ermöglicht haben das Leben erstmals richtig spüren zu können.
Angefangen hatte das Ganze schon 2021, initiiert von Ferdinand Beck, einem ebenfalls veganen Influencer, der ihn in diesen Bashar *Baschar* Kult einwies. Und eskaliert ist das dann im Jahre 2023 als er sich – knapp einem Jahr nach Ron’s Ausfall – dann auch sein ganz persönliches Denkmal einriss.

Julian hinterließ damit nicht nur seine Unternehmen und zahlreiche Mitarbeiter, sondern auch seine Frau und zwei Töchter. Alina zog letzten Endes auch die Konsequenzen und schmiss den Gründer kurzerhand aus seiner eigenen Firma raus. Sie war während dieser gesamten Zeit nur die machtlose Beobachterin, die zusehen musste, wie andere Menschen das einrissen, was sie sich über Jahre hinweg aufgebaut hatte.
Und damit war Rocka am absoluten Tiefpunkt angekommen. Aber die Geschichte endet hier nicht nicht, denn Alina und auch einige derjenigen, die sich für den damaligen Erfolg der Marke mit verantwortlich zeigten, geben nicht auf und möchten dem Unternehmen ein positiveres Gesicht verpassen.
Was einst als vor allem Bodybuilding Marke startete, präsentiert sich heute als offeneres Lifestyle Unternehmen mit Produkten, die generell einen sportlichen und gesunden Lifestyle unterstützen sollen. Der veganen Rezeptur ist man treu geblieben, die Ansprache ist nun aber eine völlig andere und wirkt auch definitiv nicht mehr so unangenehm belehrend wie das Julian in der Anfangszeit noch fabriziert hatte.
Das Unternehmen Rocka Nutrition existiert also heute auch noch und ist auf einem guten Weg, den Scherbenhaufen von Ron und Julian wieder aufzukehren.

Ob es Alina und ihr Team allerdings schaffen werden, dieses Image einer gescheiterten Marke komplett abzuwerfen, wird sich zeigen. Mich würde auf jeden Fall interessieren, was ihr heute von Rocka haltet. Schreibt es in Kommentare und hinterlasst gerne auch ein positive Bewertung und ein Abo, wenn euch dieses Video gefallen haben sollte.
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