Wie dich eine perfide FOMO-Strategie krankhaft zum Kauf verleitet

Datum: 23.10.2025

Mit dem Begriff FOMO Marketing wird man mittlerweile immer öfter konfrontiert. Wir verbinden damit wohl allen voran Limited Produkte. Also Dinge, die man nur für eine gewisse Zeit kaufen kann.

Und auf dem Papier ist das auch erstmal die richtige Beschreibung. Viel weitreichender ist alles, was diese Form von Marketing mit unserer Psyche macht. Das ist vielen von uns so gar nicht bewusst und das noch schlimmere daran ist, dass man sich diese Psyche als Verkäufer auch wunderbar zunutze machen kann…

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„Was, wenn dein Lieblings-Supplement-Brand dich nicht inspiriert – sondern manipuliert?“ – Und das Schlimmste: Es funktioniert.“

Ben Wagner: „Sorry, ich muss einmal sagen, mir war bis eben grade, als Michi das ausgeführt hat, gar nicht bewusst, wie krank die Scheiße ist.“

Ist es und genau deshalb müssen wir darüber reden! Denn was hier gerade in der Supplement Szene passiert, schürt krankhafte Verhaltensmuster und ist – und das ist das eigentlich Traurige daran – auch komplett gewollt so.

Michi Bovelet: „Man muss ja eigentlich die Kunden davor bewahren, wenn sie den neunten Geschmack eines Produktes, nehmen wir mal Matcha im Schrank haben – am nächsten Sonntag gibt es wieder den Fear of Missing Out morgens 11 Uhr – dann die haben da neun drin stehen, die kaufen schon wieder fünf. 

Du musst ja manchmal die Leute bewahren, dass sie sich nicht noch pleite machen, weil die kaufen wie die wilde Wutz, aber die konsumieren das gar nicht mehr, die kaufen des Kaufens wegen.“

Und wenn sich die CEOs von verschiedenen großen Supplement Brands in Deutschland in der Sache so einig sind, dann weißt du, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt!

Eigentlich fing ja alles ganz harmlos an. Eine Brand, die ursprünglich nur eine Hand voll sinnvolle Supplements verkaufen wollte, begann den Supplements durch cleveres Marketing eine gewisse Emotionalität zu verleihen. Aus einem Proteinpulver entwickelte sich mehr. Eine Community und ein Gefühl der Zugehörigkeit.

Und bis hier hin ist das auch alles absolut nicht verkehrt. Emotionalität in Verbund mit einer Marke ist ja erstmal etwas positives und viele erfolgreiche Firmen wie ein Apple oder Porsche zum Beispiel funktionieren genauso. Problematisch wird es nur dann, wenn aus dieser Emotionalität ein Geschäftsmodell entwickelt wird, das die Psyche der Kunden ausnutzt.

Ben Wagner: „Es ist absurd. Es ist wirklich absurd. Ich habe zwei Töchter und wenn ich mir gerade während du das sagst mir vorgestellt, dass meine Tochter sonntags zu mir kommt und sagt: „Ich muss mir was bestellen!“, dann würde ich den ersten sonntag sagen: „Ja okay.“. Und beim zweiten und dritten sonntag würde ich dann irgendwie daran zweifeln, ob ich sie richtig erzogen habe. Ob da irgendwelche Daddy Issues sind oder so. Weil das ist ja krank. Es ist krank.“

Und das ist der springende Punkt. Wenn ein Marketing-Mechanismus so stark ist, dass nicht nur junge, sondern zum Teil eben auch erwachsene Menschen reflexartig Produkte kaufen, die sie gar nicht brauchen, dann läuft da was gewaltig schief. Da sprechen wir dann auch von keinem Lifestyle mehr, das ist Konditionierung!

Ben Wagner: „Es wird ja ganz offensichtlich etwas kompensiert damit. Und materielle Kompensation, egal wie sie stattfindet, ist immer schlecht.“

Alex Friedrich: „Ich bin ja auf der anderen Seite, weil ich ja eigentlich so viel aufkläre auf Social Media. 

Irgendwann habe ich mir angefangen zu sagen, meine Aufgabe ist nicht, dass du aufhörst dumm zu sein. Das ist deine eigene Aufgabe. Und wenn du mit vollem Speed gegen die Wand rennen möchtest und an diesem Konsum teilhaben möchtest, dann mach das! Weil nur so wirst du irgendwann lernen, dass das schwachsinnig ist. Und die Analyse, du gebracht hast, ist eigentlich genau das Richtige. Die Leute haben im Endeffekt einen Communitygedanken und wollen ein bisschen Herdenwärme spüren, indem sie sich den Leuten – ich will nicht sagen anbiedern …“

Ben Wagner: „Schon anbiedern.“

Alex Friedrich: „Ja, ist halt so, trinkst du auch? Hey, hast du auch schon den neuen Geschmack probiert?“

Felix Schütt: „Es ist ja dieses Zugehörigkeitsprofil, das in dem Marketing vermittelt wird.“

Michi Bovelet: „Probieren ist ja immer schön. Die haben eine Kilo Dose danach stehen und die haben nicht nur fünf Kilo, die haben zehn Kilo, die haben 20 Kilo. Ich sag immer, wer soll den ganzen Scheiß eigentlich saufen?“

Und man muss halt einfach festhalten. Diese Scheiße, also eine Community aufzubauen, in der Kaufen gleichbedeutend mit Dazugehören ist, die funktioniert halt richtig gut. Und geht halt wirklich weit über das Marketing hinaus, wenn eine Firma sonst ein neues Produkt herausbringt.

Rene Büssow: „Ich denke aber, wir müssen bisschen unterscheiden zwischen Sortimentserweiterung und ich launche das ganz normal und bringe es auf den Markt oder ich versuche, meine Gruppe so zu manipulieren, dass die immer das Neueste kaufen müssen. 

Früher bei Schuhen zum Beispiel, die sind einfach in neuen Farben rausgekommen. Da wurde kein Launch drum gemacht. Die waren da und wenn sie dir gefallen haben, dann hast du sie gekauft.

Deswegen gibt es einen Unterschied zwischen: „du musst kaufen am Sonntag, sonst gehörst du nicht mehr dazu“ oder „ich kann auch zwei Wochen später bei Michi jetzt Dark Chocolate Crumble in vegan probieren, weil mein Vanille gerade leer geworden ist und teste jetzt den neuen Geschmack“. 

Von daher ist einfach diese Zugehörigkeit, die ist einfach in der Supplement-Branche seit einigen Jahren neu. Die kannte man nur aus anderen Sektoren. Ob das jetzt Tupperware ist oder L&R oder wie auch immer.“ 

Es geht hier also wirklich um die Art und Weise. Immer nur dieses FOMO, diese künstlichen Verknappungen nach dem Motto: „Sorry ist leider ausverkauft und eine Woche später kommt das Produkt dann doch wieder zurück“ …

Alex Friedrich: „Fear of Missing Out Marketing funktioniert leider sehr gut. Wir haben es letztes Mal schon gesagt, auf einmal sitzt er da mitten im Sale, Bruder, leider ist es leer und zwei Tage später – Ben hat es schon gesagt, kommt dieselbe Charge nur mal rein zufällig zurück nach dem Motto: „Da haben wir dann noch 17 Paletten gefunden. Die sind jetzt zur Verfügung gestellt worden.“ 

Und das ist das ist halt alles so ein. Vielleicht bin ich ja auch der falsche Mensch für, weil ich so was nicht cool finde und eher immer an die Logik appelliere und sage, okay, versuch mal gerade aus in deinem Leben zu denken. Aber dieses Aufladen von: „Das ist das Beste und hier haben wir das und jetzt damit kriegste die tote Oma wieder und damit machst du jetzt keine Ahnung, das beste Geschmackserlebnis und mit dem Kreatin kriegste 14 Kilo mehr.“

Das ist für mich so total am Leben vorbei und bringt im Endeffekt nichts, weil die Kunden, die doof genug sind, um darauf hineinzufallen, dann einfach abgeschreckt sind. Wenn du einmal so ein Scheißprodukt gekauft hast, ist der Kunde verbrannt. Der kauft den Mist nicht nochmal und das bringt niemandem was.“

Die Firmen sind hier auch irgendwo in der Verantwortung mit ihrem Marketing. Und das wissen die eigentlich auch!

Michi Bovelet: „Also, das ist auch ein bisschen immer wieder das Thema bei Bodylab, wo ich auch immer sage: ‚Leute, brauchen wir den Whey-Geschmack 71, 72, 73? Brauchen wir das?‘

Also, ich muss mich auch selber mittlerweile manchmal schon wieder zügeln. Ich sprach davon, dass wir jetzt 30 vegane Geschmäcker auf den Markt bringen wollen. Manchmal, wenn ich mich jetzt hier so hinstelle und die Hose runterlasse, sage ich auch so: ‚Ja, bist du eigentlich total bekloppt? Es reichen doch auch fünf oder zehn.‘“

Deswegen hinterfragt bitte auch mal euer eigenes Konsumverhalten und warum ihr etwas kauft. Seid ihr wirklich ernsthaft an dem Produkt interessiert oder kauft ihr es, weil ihr Angst habt, etwas zu verpassen? Weil wenn Letzteres der Fall ist – und bei vielen ist das so, ohne dass ihnen das bewusst ist – dann seid ihr definitiv dieser Marketing Masche zum Opfer gefallen.

Teilt dazu gerne auch eure Erfahrungen mit den FOMO Releases. Ich werde unter allen, die den Kanal abonniert haben und ihre Meinung in den Kommentaren mitteilen, ein weiteres von mir eigens zusammengestelltes Supplement Paket verlosen. Und falls ihr jetzt noch Interesse an der gesamten Gesprächsrunde haben solltet, findet ihr den dieses Mal über zwei Stunden langen Supp Entwickler Talk jetzt auch auf Apple Podcasts oder Spotify.

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